Das Kollegiengebäude (auch Auditoriengebäude) war ein in der Gründungszeit der Georg-August-Universität Göttingen nach Entwürfen von 1733 des Universitätsbaumeisters Joseph Schädeler im Jahr 1734 errichtetes Bauwerk in der Innenstadt von Göttingen in Niedersachsen.

Geschichte

Das barocke Kollegiengebäude war ursprünglich eine zweigeschossige Vierflügelanlage unmittelbar nördlich der Universitätskirche (Paulinerkirche) und entstand als einer der ersten Neubauten der neuen Universität auf den Grundmauern des Paulinerklosters, dessen Kreuzgang-Innenhof es nachbildete. Der Anfang des überlieferten, beziehungsreichen Richtspruchs des Zimmermanns lautete 1734: „Minerva's Schloss ist nun, Gott Lob! so weit gebracht, Dass heut der Freudenstrauss durch uns wird darauf gestellet.“ Der Neubau beherbergte im Innern anfangs neben mehreren Räumen für Vorlesungen u. a. auch Verwaltungsräume, eine Naturalienkammer sowie einen großen Bibliothekssaal im Obergeschoss.

Schon 1787 wurde das Kollegiengebäude als Universitätsbibliothek nach Entwürfen von Georg Heinrich Borheck durch einen Mittelrisalit mit Treppenhaus sowie einen Ostflügel erweitert. Dadurch wurde die ehemalige Hauptfassade nach Norden zur Prinzenstraße erstmals erheblich verändert. Die gesamte Hauptfassade des Barockbaus wurde letztlich 1878–1882 durch den Neurenaissance-Bibliotheksneubau (Prinzenstraße 1) gänzlich verdeckt.

Von den barocken Ursprungsfassaden des zweigeschossigen Kollegiengebäudes sind heute nur noch das Erdgeschoss der ehemaligen Westfassade mit dem barocken Westportal Papendiek 14 sowie die Erdgeschossfassaden im Innenhof erhalten. Vom stilangepassten Ostflügel-Erweiterungsbau der 1780er-Jahre ist dessen Ostfassade erhalten. Dort befindet sich ein aufwändig gestaltetes (jetzt zugesetztes) Barockportal, das vermutlich als ehemaliger Haupteingang von der Nordfassade stammt, als dort der Borheck-Treppenhausvorbau entstand. 1903–1904 wurde an der Ecke Prinzenstraße / Papendiek das Geographische Institut angebaut.

Heute bildet das im Kern teilweise noch erhaltene barocke Kollegiengebäude zusammen mit dem Neurenaissancebau und der Paulinerkirche als sog. „Historisches Gebäude“ (Prinzenstraße 1, Papendiek 14) den ältesten Baubestand der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (kurz SUB Göttingen); es wurde zuletzt 1999–2005 saniert und modernisiert.

Beschreibung 1748

Aus einer Universitätsbeschreibung von Johann Christian Claproth, Göttinger Professor der Rechte, 1748:

Lichtenberghof

Vor dem barocken Westportal an der Straße Papendiek befindet sich jetzt der sog. Lichtenberghof, wo eine Sitzskulptur von 1992 an Georg Christoph Lichtenberg erinnert. Im Hof steht außerdem die Bronzeskulptur Butt im Griff von Günter Grass. Eine weitere Installation im öffentlichen Raum des Hofs erinnert an die erste elektromagnetische Telegraphen-Verbindung von Weber und Gauß im Jahr 1833; sie verband das damalige Physikalische Kabinett im Kollegiengebäude mit der Sternwarte Göttingen.

  • Bildergalerie

Literatur

(chronologisch)

  • Werner Seidel: Baugeschichte der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen 1734–1953. Göttingen 1953. (Digitalisat auf gdz.sub.uni-goettingen.de, abgerufen am 10. September 2023) – Enthält zahlreiche Abbildungen von Bau- und Projektplänen des 18. Jahrhunderts.
  • Elmar Mittler: Die Göttinger Forschungsbibliothek – Tradition und Bauaufgabe. In: Elmar Mittler (Hrsg.): 700 Jahre Pauliner Kirche vom Kloster zur Bibliothek. Wallstein Verlag, Göttingen 1994, ISBN 3-89244-188-X, S. 156–160. (Enthält historische Grundrisse)
  • Reimer Eck: Vom Pädagogoium zur Keimzelle von Universität und Bibliothek. Zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Pauliner-Klosters im 18. Jahrhundert. In: Elmar Mittler (Hrsg.): 700 Jahre Pauliner Kirche vom Kloster zur Bibliothek. Wallstein Verlag, Göttingen 1994, ISBN 3-89244-188-X, S. 160–163.
  • Axel Venneberg, Ulrich Zech: Das historische Bibliotheksensemble der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen: Die neue bauliche Gesamtkonzeption. In: Elmar Mittler (Hrsg.): 700 Jahre Pauliner Kirche vom Kloster zur Bibliothek. Wallstein Verlag, Göttingen 1994, ISBN 3-89244-188-X, S. 153–155.
  • Alfred Oberdiek: Göttinger Universitätsbauten. Die Baugeschichte der Georg-August-Universität. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Verlag Göttinger Tageblatt, Göttingen 2002, ISBN 3-924781-46-X, S. 6, 12 f., 26, 29 f., 88 (Digitalisat auf gt-extra.de, abgerufen am 1. Februar 2023).

Einzelnachweise


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